Genius Loci: Unterschied zwischen den Versionen
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== Etymologie == | |||
Genius Loci aus genius lat ‘Schutzgeist’, dann ‘Kraft, Energie, genius spätlat. auch ‘schöpferische Begabung, Talent’ und gignere lat ‘(er)zeugen, hervorbringen’ und Loci aus lat locus ‘Ort, Platz, Stelle‘. | Genius Loci aus genius lat ‘Schutzgeist’, dann ‘Kraft, Energie, genius spätlat. auch ‘schöpferische Begabung, Talent’ und gignere lat ‘(er)zeugen, hervorbringen’ und Loci aus lat locus ‘Ort, Platz, Stelle‘. | ||
== Begriffsbeschreibung == | |||
Im geokulturellen Kontext wird der Begriff Genius Loci wird im Sinne von ‘Ortsgeist‘, ‘Ortskraft‘ gebraucht. In der klassischen römischen Religion war ein genius loci ( Plural genii locorum ) der Schutzgeist eines Ortes. Im zeitgenössischen Sprachgebrauch bezieht sich Genius loci meist auf die besondere Atmosphäre eines Ortes. | Im geokulturellen Kontext wird der Begriff Genius Loci wird im Sinne von ‘Ortsgeist‘, ‘Ortskraft‘ gebraucht. In der klassischen römischen Religion war ein genius loci ( Plural genii locorum ) der Schutzgeist eines Ortes. Im zeitgenössischen Sprachgebrauch bezieht sich Genius loci meist auf die besondere Atmosphäre eines Ortes. | ||
== | == Begriffsentwicklung == | ||
Unter den vielen Götterfiguren und mythologischen Gestalten gab es bei den Römern auch, „die ´Genie´ und ´Lasen´, die man religionsgeschichtlich als ´Geister´, als übersinnliche, personenhafte Wesen mit übermenschlichen, aber begrenzten Fähigkeiten, Kräften und Funktionen definieren könnte. [...] Ursprünglich war der ´Genius´ mit dem Prinzip der männlichen Zeugungskraft verbunden (geno = zeuge). Die später erfolgte Loslösung des Genius vom Menschen führte zur Auffassung von einem Schutzgeist, einem geistigen Begleiter des Menschen ähnlich dem ´Schutzengel´. Für uns von besonderem Interesse ist aber, dass auch Orten ein solcher Genius zugesprochen wurde. Der ´Genius loci´ (also der Schutzgeist oder Geist des Ortes) spiegelt bei der Qualifizierung eines Ortes schon in etruskischer Zeit eine besondere Rolle.“ | Unter den vielen Götterfiguren und mythologischen Gestalten gab es bei den Römern auch, „die ´Genie´ und ´Lasen´, die man religionsgeschichtlich als ´Geister´, als übersinnliche, personenhafte Wesen mit übermenschlichen, aber begrenzten Fähigkeiten, Kräften und Funktionen definieren könnte. [...] Ursprünglich war der ´Genius´ mit dem Prinzip der männlichen Zeugungskraft verbunden (geno = zeuge). Die später erfolgte Loslösung des Genius vom Menschen führte zur Auffassung von einem Schutzgeist, einem geistigen Begleiter des Menschen ähnlich dem ´Schutzengel´. Für uns von besonderem Interesse ist aber, dass auch Orten ein solcher Genius zugesprochen wurde. Der ´Genius loci´ (also der Schutzgeist oder Geist des Ortes) spiegelt bei der Qualifizierung eines Ortes schon in etruskischer Zeit eine besondere Rolle.“ | ||
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Im Kontext der modernen Architekturtheorie hat der Genius Loci tiefgreifende Auswirkungen auf die Raumgestaltung und fällt in den philosophischen Zweig der Phänomenologie. Dieses Feld des Architekturdiskurses wird vor allem vom Theoretiker Christian Norberg-Schulz in seinem Buch „Genius Loci: Towards a Phenomenology of Architecture“ untersucht. | Im Kontext der modernen Architekturtheorie hat der Genius Loci tiefgreifende Auswirkungen auf die Raumgestaltung und fällt in den philosophischen Zweig der Phänomenologie. Dieses Feld des Architekturdiskurses wird vor allem vom Theoretiker Christian Norberg-Schulz in seinem Buch „Genius Loci: Towards a Phenomenology of Architecture“ untersucht. | ||
== Weiterführende Begriffe == | |||
Anima Loci | [[Anima Loci]] | ||
Anima Mundi | Anima Mundi | ||
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Genius Mundi | Genius Mundi | ||
== Weiterführende Literatur == | |||
Norberg-Schulz, Christian: Genius Loci: Towards a Phenomenology of Architecture. Rizzoli, New Edition 1991 | Norberg-Schulz, Christian: Genius Loci: Towards a Phenomenology of Architecture. Rizzoli, New Edition 1991 | ||
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Kozljanic, Robert Josef: Der Geist eines Ortes: Kulturgeschichte und Phänomenologie des Genius Loci, 1. und 2.Band, Albuena Verlag 2004 | Kozljanic, Robert Josef: Der Geist eines Ortes: Kulturgeschichte und Phänomenologie des Genius Loci, 1. und 2.Band, Albuena Verlag 2004 | ||
== Einzelnachweise == | |||
# „Genius“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <<nowiki>https://www.dwds.de/wb/etymwb/Genius</nowiki>>, abgerufen am 14.12.2023. | # „Genius“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <<nowiki>https://www.dwds.de/wb/etymwb/Genius</nowiki>>, abgerufen am 14.12.2023. | ||
# <nowiki>https://de.wikipedia.org/wiki/Genius_Loci</nowiki>, abgerufen am 14.12.2023. | # <nowiki>https://de.wikipedia.org/wiki/Genius_Loci</nowiki>, abgerufen am 14.12.2023. |
Version vom 6. August 2025, 13:55 Uhr
Etymologie
Genius Loci aus genius lat ‘Schutzgeist’, dann ‘Kraft, Energie, genius spätlat. auch ‘schöpferische Begabung, Talent’ und gignere lat ‘(er)zeugen, hervorbringen’ und Loci aus lat locus ‘Ort, Platz, Stelle‘.
Begriffsbeschreibung
Im geokulturellen Kontext wird der Begriff Genius Loci wird im Sinne von ‘Ortsgeist‘, ‘Ortskraft‘ gebraucht. In der klassischen römischen Religion war ein genius loci ( Plural genii locorum ) der Schutzgeist eines Ortes. Im zeitgenössischen Sprachgebrauch bezieht sich Genius loci meist auf die besondere Atmosphäre eines Ortes.
Begriffsentwicklung
Unter den vielen Götterfiguren und mythologischen Gestalten gab es bei den Römern auch, „die ´Genie´ und ´Lasen´, die man religionsgeschichtlich als ´Geister´, als übersinnliche, personenhafte Wesen mit übermenschlichen, aber begrenzten Fähigkeiten, Kräften und Funktionen definieren könnte. [...] Ursprünglich war der ´Genius´ mit dem Prinzip der männlichen Zeugungskraft verbunden (geno = zeuge). Die später erfolgte Loslösung des Genius vom Menschen führte zur Auffassung von einem Schutzgeist, einem geistigen Begleiter des Menschen ähnlich dem ´Schutzengel´. Für uns von besonderem Interesse ist aber, dass auch Orten ein solcher Genius zugesprochen wurde. Der ´Genius loci´ (also der Schutzgeist oder Geist des Ortes) spiegelt bei der Qualifizierung eines Ortes schon in etruskischer Zeit eine besondere Rolle.“
Bei den Etruskern und Römern hatte jeder Ort entsprechend einen Genius Loci, der bei der Siedlungsgründung oder beim Hausbau zuerst gefunden und dann berücksichtigt werden musste. „Es war unter anderem Aufgabe der etruskischen Auguren, den Charakter und das Wesen eines solchen ´Ortsgeistes´ zu beschreiben, wenn eine Siedlung geplant, ein Heiligtum errichtet werden soll.“
Im Kontext der modernen Architekturtheorie hat der Genius Loci tiefgreifende Auswirkungen auf die Raumgestaltung und fällt in den philosophischen Zweig der Phänomenologie. Dieses Feld des Architekturdiskurses wird vor allem vom Theoretiker Christian Norberg-Schulz in seinem Buch „Genius Loci: Towards a Phenomenology of Architecture“ untersucht.
Weiterführende Begriffe
Anima Mundi
Genius Mundi
Weiterführende Literatur
Norberg-Schulz, Christian: Genius Loci: Towards a Phenomenology of Architecture. Rizzoli, New Edition 1991
Norberg-Schulz, Christian, Genius loci, Landschaft, Lebensraum, Baukunst, Stuttgart 1982
Hunt, John Dixon: Genius Loci: An Essay on the Meanings of Place. Reaktion Books 2022
Kozljanic, Robert Josef: Der Geist eines Ortes: Kulturgeschichte und Phänomenologie des Genius Loci, 1. und 2.Band, Albuena Verlag 2004
Einzelnachweise
- „Genius“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Genius>, abgerufen am 14.12.2023.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Genius_Loci, abgerufen am 14.12.2023.
- https://en.wikipedia.org/wiki/Genius_loci, abgerufen am 14.12.2023.
- Strauss, Peter F., Etruskische und römische Traditionen der Ortswahl, Vortragsskript, in: Hagia Chora - Geomantie der Kulturen, Mühldorf, 1994, S. 4
- Strauss, Peter F., Etruskische und römische Traditionen der Ortswahl, Vortragsskript, in: Hagia Chora - Geomantie der Kulturen, Mühldorf, 1994, S. 12
- https://en.wikipedia.org/wiki/Genius_loci