Raumpsychologie
Etymologie
Raumpsycholgogie aus „Raum m. ‘sich dreidimensional ausdehnender Platz, Weite, Zimmer, nicht genau begrenztes geographisches Gebiet, Weltall’, ahd. rūm m. (11. Jh.), mhd. rūm, rūn, roum. […] Außergerm. stellt sich dazu awest. ravah- ‘freier Raum, Freiheit’, […] Erschließbar ist ie. *rēu-, *rū- ‘weiter Raum; öffnen’. Vom Adjektiv germ. *rūma- (s. oben) ist mit Dentalsuffix im Sinne von ‘große Weite’ abgeleitet […]“ [1] und „[…] Psychologie f. Wissenschaft, die die Gesetzmäßigkeiten der psychischen Prozesse und psychischen Eigenschaften in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit von der Umwelt erforscht (18. Jh.), zuvor Psychologia ‘Seelenkunde’ (16. Jh.), gelehrte Bildung zu griech. psȳchḗ (s. oben) in Verbindung mit -logie (s. d.); […][2]
Begriffsbeschreibung
Bedeutung ‚Raum‘:
„(a) durch Boden, Decke und Wände begrenzter, in sich abgeschlossener Teil eines Gebäudes, Wohnraum, Nutzraum; […] (b) etw., das (in der Vorstellung) von etw. (allseitig) begrenzt, umschlossen ist; […](c) der für die Aufnahme, Unterbringung von etw., jmdm. erforderliche Platz, freier, verfügbarer Platz; […](d) nicht genau begrenztes geographisches Gebiet, Gegend; […] (e) Weltraum; […] (f) Marxismus: grundlegende Existenzform der Materie, die unabhängig vom menschlichen Bewusstsein ist und deren jeweilige Eigenschaften von der Beschaffenheit der Materie abhängen; […] (g) Mathematik: Gesamtheit von Elementen, die nach Entfernung und Umgebung in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen.“[3]
„Psychologie ist die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung des Erlebens und Verhaltens des Menschen befasst. Wahrnehmungs- und Denkprozesse, Gefühle, Befindlichkeiten, Einstellungen, Motive, Handlungsabsichten, Reaktionen, Verhaltensweisen und Handlungen sind Inhalte psychologischer Forschung. Untersuchungseinheiten sind Individuen.“[4]
Begriffsentwicklung
Nach wie vor gibt es einige Schwierigkeiten in der konkreten Bestimmung eines allgemeingültigen Begriffs ‚Raum‘. Dieser Begriff wird von unterschiedlichen Disziplinen verschieden definiert.[5] Dementsprechend unterschiedlich sind die jeweiligen Annahmen zum Begriff ‚Raum‘ und die damit zusammenhängenden Folgerungen.
Der Begriff ‚Raumpsychologie‘ ist kein wissenschaftlich definierter Begriff oder Disziplin. Er wird oft als Synonym für die Begriffe Umwelt-, Architektur- oder Wohnpsychologie verwendet.
Alle drei Bereiche sind als interdisziplinäre Disziplinen zu sehen, die sowohl mit den Humanwissenschaften als auch mit den Praktikern (Architekten, Stadtplaner, Baubiologen etc.) zusammenarbeiten.
Eine Verwendung des Begriffs ‚Raumpsychologie‘ im wissenschaftlichen Kontext findet erstmals bei Géza Révész (Psychologe) 1936,[6] sowie 2019 in einer Studie des Frauenhoferinstituts „Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt“ statt.[7]
Anwendungsbeschreibung
Die Raumpsychologie beschäftigt sich mit der Wechselbeziehung zwischen Raum und Mensch. Unter Raum ist hier die vom Menschen wahrnehmbare Wirklichkeit zu verstehen. Es wird bei der wahrnehmbaren Wirklichkeit ein phänomenologischer Ansatz gewählt der von einer ganzheitlichen sinnlich-leiblichen erfahrbaren, situativ komplexen Wirklichkeit ausgeht. Damit wird die erfahrbare Wirklichkeit in der Raumpsychologie um die leiblichen Aspekte erweitert, die in der Umweltpsychologie überwiegen unbeachtet bleiben, da sie sich auf die naturwissenschaftlichen messbaren sinnlich wahrnehmbaren Gegebenheiten konzentrieren.
Weiterführende Begriffe
Psychologie
Raum
Umweltpsychologie
Architekturpsychologie
Wohnpsychologie
Weiterführende Literatur
- Koppen, Gemma/Vollmer, Tanja C., Architektur als zweiter Körper, Eine Entwurfslehre für den evidenzbasierten Gesundheitsbau, Berlin 2021.
- Vollmer, Tanja C./Koppen, Gemma/Kohler, Katharina, Wie Stadtarchitektur die Gesundheit beeinflusst. Das PAKARA-Modell, in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 63/8 (2020), 972–978.
Bibliographie
[Bollnow] | Bollnow, Otto Friedrich (2010): Mensch und Raum. (11). Kohlhammer, Stuttgart | ![]() |
[Koppen2020] | Vollmer, Tanja C.; Koppen, Gemma; Kohler, Katharina (2020): Wie Stadtarchitektur die Gesundheit beeinflusst. Das PAKARA-Modell. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 63, 972 | ![]() |
[Koppen2021] | Koppen, Gemma; Vollmer, Tanja C. (2021): Architektur als zweiter Körper: Eine Entwurfslehre für den evidenzbasierten Gesundheitsbau. (1). Gebrüder Mann Verlag, Berlin | ![]() |
Einzelnachweise
- ↑ „Raum“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Raum>, abgerufen am 09.12.2023.
- ↑ „Psychologie“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Psychologie>, abgerufen am 09.12.2023.
- ↑ „Raum“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Raum>, abgerufen am 09.12.2023.
- ↑ Vgl. Flade, Antje, Kompendium der Architekturpsychologie, Zur Gestaltung gebauter Umwelten, Wiesbaden 2020.
- ↑ Vgl. Lexikon der Raumphilosophie. (Hg. v.) Günzel, Stephan, Darmstadt 2012.
- ↑ Révész, Géza, Die Formenwelt des Tastsinnes, Erster Band Grundlegung der Haptik und der Blindenpsychologie, Dordrecht 1938.
- ↑ Pan, Yue/Rief, Stefan, Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt 2019.